Was macht Lightpainting für mich aus und wieso ist es mein Leben?
Ja, das frage ich mich auch des Öfteren. Besonders jetzt, wo ich meinen Job an den Nagel gehängt und gesagt habe: „Das ist es - Das ist mein Leben!“.
Lightpainting bedeutet für mich Freiheit und Kreativität, ein Raum voller Möglichkeiten, in dem man sich austoben kann und sich voll entfalten kann. Lightpainting kennt so gesehen keine Grenzen und lässt uns Dinge sehen, die nicht da sind. Das sind Faktoren, die es absolut reizvoll machen sich in dieser teils doch recht bunten Welt zu verlieren. Als ich im Herbst 2011 damit angefangen habe, war es für mich lediglich eine reine Spielerei und ich habe es als netten Effekt angesehen. Doch je mehr ich mich damit befasst habe und je tiefer ich in die Materie der Lichtmalerei eingedrungen bin, desto mehr habe ich diese Form der Fotografie lieben gelernt.
Es ist schon so sehr reizvoll Bilder zu machen. Ich fotografiere um dabei meine Ruhe zu finden und schöne Dinge festzuhalten. Beim Fotografieren kann ich alle Sorgen vergessen und mich frei fühlen. Und wenn man dann noch das Motiv selber gestalten kann, ist es nochmal eine Stufe mehr. Ich kann mit dem Lightpainting Dinge sichtbar machen, die sonst nicht zu sehen sind. Es sind Erscheinungen, die niemand außer der Kamera sieht. Erst hinterher kann ich auf dem fertigen Lightpainting-Bild das Gesamtwerk betrachten und erkennen, was ich eigentlich geschaffen habe.
Ich bin frei in der Bildgestaltung und kann meinen Bildern Emotionen und Gefühle verleihen. Ich kann ihnen Ausdruck geben und mich mit ihnen identifizieren. Was mich aber noch mehr daran reizt, ist das Spiel mit dem Raum. Ich kann nicht nur Linien, Formen Skulpturen schaffen, sondern ganze Räume im wahrsten Sinne des Wortes, neuem Licht erstrahlen lassen. Das ist ein Hauptgrund wieso ich mich so gerne in verlassenen Gebäuden aufhalte und wieso ich diese als Location bevorzuge.
Sogenannte Lost Places sind wundervoll als Lightpainting-Location. Sie haben einen morbiden Charme und an ihnen ist die Spur der Zeit vorrübergegangen. Sie sind leer, still und verlassen. Die Farbe blättert von den Wänden, das Wasser tropft die Decke hinunter und es riecht überall modrig. Aber genau das ist es, was für mich den Reiz ausmacht: Diese Gebäude die tot zu sein scheinen in neuem Licht darstellen! Das geht bei mir los mit einfacher Ausleuchtung. Wobei diese „einfache“ Ausleuchtung manchmal Stunden dauern kann, da man doch anfängt jede Lampe auf den Zentimeter genau auszurichten. Ich liebe das Spiel mit Licht und Schatten. Denn durch Schatten bekommt der Raum Tiefe und Tiefe ermöglicht mir einen besseren Betrachtungswinkel und zieht mich tiefer in den Raum hinein.
Und dann kann ich beginnen meine Geschichte zu erzählen. Mein Lightpainting-Kunstwerk aufzubauen und so dem Raum, dem Lost Place neues Leben einzuhauchen. Ich kann entweder abstrakte Formen mithilfe des Lightpaintings kreieren oder kleine Geschichten einbauen, die den Betrachter dazu auffordern weiterzudenken.
Dabei ist es mir vollkommen selber überlassen, was ich mache und wie ich es mache.
Viele wollen Lightpainting immer in Schubladen stecken. Viele wollen Lightpainting immer in Kategorien unterteilen und dem Lightpainting Gesetze und Grenzen aufzwingen. Doch genau das ist der falsche Weg einer Kunst. Kunst heißt Freiheit und Offenheit.
Die einzige Regel, die ich mir beim Lightpainting gesetzt habe, ist alles in einer einzelnen Belichtung zu erstellen und das ohne Fotomontage. Wenn ich ein Bild male, setze ich es ja auch nicht aus mehreren zusammen, sondern male es mit Farbe und Pinsel am Stück. Und so sehe ich das auch. Mein Reiz ist es mittels bestimmter Techniken alles in einer Belichtung zu schaffen und das ist auch möglich. Aber weitere Einschränkungen brauche ich nicht. Meine Pinsel sind die Taschenlampen und meine Leinwand ist der Raum. Lightpainting ist wie ein Tanz, den man vorher übt und übt und übt. Ehe ein Bild fertig wird und so ist, wie man es sich wünscht, können Stunden vergehen. Ich kann mich noch an einige Momente erinnern, wo das finale Bild erst nach 3 bis 5 Stunden fertig war. Und genau das ist so genial daran. Ich habe eine Idee im Kopf und tüftele solange bis es fertig ist. Das fängt schon beim Ausrichten der Kamera an und geht zur Raumausleuchtung über.
Meine Bilder baue ich immer Stück für Stück auf. Ich beginne mit kleinen Schritten und setze so alles nach und nach zusammen bis ich den finalen Durchgang vornehme. Dann tanze ich mit meinem Licht durch den Raum und bin frei. Und wenn alles geklappt hat, ist mein Bild so wie ich es wollte im Kasten.
Ich bin aber auch schon öfter nach Hause gegangen, ohne ein wirkliches Ergebnis im Kasten zu haben. Das passiert und man sitzt auch da und ist einfach ohne Ideen. Dann heißt es Kopf frei bekommen und weitermachen.
Das alles ist für mich einfach wunderbar und deswegen betreibe ich diese Kunstform. Ich kreiere meine Bilder selber und baue auch noch meine Tools dafür selber. Denn darauf kommt es auch noch drauf an. Es ist nicht wichtig wie perfekt das Tool aussieht und wieviel Technik darin steckt und ob es jetzt programmierbar und computergesteuert ist. Denn zu viel des Guten schränkt uns nur wieder ein. Es sind oftmals die einfachen Dinge, die faszinieren und mit denen man einzigartige Ergebnisse erzielen kann!
Also raus mit euch in die Nacht und lasst sie leuchten. Lasst euch nicht einschränken und lasst eurer Kreativität freien Lauf.
#zolaqrockt